Stellungnahme zum Exit- House

Im Folgenden werde ich meine Meinung zu dem Artikel “Definition des rationalen Todes” äußern.
Als unser Unterricht über das Thema Euthanasie begann hätte ich auf die Fragen, ob sogenannte Exit- Häuser notwendig, beziehungsweise rechtlich zu vertreten wären, sicherlich mit “Ja” geantwortet.
Solche Sterbehäuser (englisch: Exit- Houses) einzurichten, um sich professionell von seinem Leid und seinen Schmerzen erlösen zu lassen ist, wenn man das zum ersten Mal hört, doch eine tolle Idee, eine “Marktlücke”, wie manche es in einem Forum zum Thema Sterbehäuser bezeichnen.

Doch was ist mit den Menschen, die aufgrund psychischer Belastungen nicht mehr leben wollen oder Menschen, die nicht mehr fähig sind, über sich selbst zu entscheiden?

In dem Artikel sollen genau solche Fragen beantwortet und definiert werden. Es ist ein Konzept von Sterbehäusern, beginnend bei der Kleidung der Angestellten über die Umgebung bis hin zur Religion.

Ich habe mich mit eben diesem Konzept befasst und anfangs, wie ich finde hört sich das noch sehr verlockend an, wenn man liest, dass es in diesen Sterbehäusern weder Gebote noch Verbote gibt. Die Kleidung darf man ebenfalls selbst bestimmen. Die Einzigen, die bestimmte Kleidung tragen müssen sind sogenannte Helfer. Zu diesen Helfern kann Jeder, der daran Interesse hat, ausgebildet werden.

Das Personal steht jederzeit für Anleitung und Hilfe zur Verfügung und auch Wärter sind fast überall in Sichtweite.

Doch dann kommen einige Punkte, die sich meiner Meinung nach eher nach einem strikt geregeltem, routinemäßig erstellten Plan anhören.

Die Personen im Exit- House können sich ihren Sterbezeitpunkt selbst aussuchen, selbstverständlich steht das Exit- House- Beraterteam gerne zur Verfügung, um beim Planen zu helfen und die notwendigen Schritte zur Vorbereitung zu treffen.

Die Exit- House Berater sind also auch dazu da, um Ihnen, wie es in diesem Handbuch steht, ein “würdiges Recycling” zu ermöglichen, worauf ich später noch etwas näher eingehen werde, und Ihnen bei Mitteilungen an Angehörige oder Freunde behilflich zu sein, sowie bei Ihrem Testament und Ihren Besitztümern, beziehungsweise Hinterlassenschaften, die Sie gerecht an Angehörige verteilen können oder auch an das Sterbehaus, das Ihnen so sehr geholfen hat, spenden können.

Auch bei der Verwaltung Ihrer Kosten stehen Ihnen die Berater gerne zur Verfügung.

Für mich hört sich das bis jetzt nicht wirklich nach einem Zuhause an, in dem ich die letzten Tage vor meinem Tod verbringen möchte, voll mit Beratern, die sich um das Nötigste kümmern, das selbstverständlich der ganze materielle Kram ist, der einem Menschen kurz vor seinem Tod natürlich besonders am Herzen liegt.
Aber auch hier gibt es klare Alternativen und Regelungen, denn es ist Ihre eigene Entscheidung an welchem Ort Sie die letzten Minuten Ihres Lebens verbringen möchten.

Wollen Sie zuhause bei vertrauter Umgebung sterben? Oder lieber im Exit- House? Oder fallen Ihnen noch andere Orte ein, an denen sie gerne sterben würden?

Der größte Vorteil, der in diesem Artikel genannt wird, wenn man sich für das Sterben im Exit- House entscheidet, ist, wer hätte es gedacht, dass man seine Angelegenheiten vor dem Tod regeln kann und aufgrund geringer Ablenkungsmöglichkeiten, besonders schnell Entscheidungen treffen kann.

Der Wunsch im eigenen Zuhause, beziehungsweise in vertrauter Umgebung zu sterben, wird vom Sterbehaus akzeptiert, aber, wie sollte es auch anders sein, nicht routinemäßig, aufgrund des großen Zeitaufwandes.

Ein Punkt, der mich erschrocken hat, ist die Tatsache, dass Sie selbst, wenn es denn soweit ist, Ihren eigenen Freitod herbeiführen müssen, es sei denn Sie sind physisch oder psychisch nicht dazu in der Lage. Dann verabreicht Ihnen ein Exit- House- Berater, den wir so langsam auch als “Mädchen für alles” bezeichnen könnten, dank einer Euthanasielizenz das Freitodmittel.

Berechtigung zum Freitod erhalten nur Menschen über 18 Jahren; sehr vernünftig, wie ich finde, da man mit 18 Jahren bestimmt noch nicht genau weiß, welches der vielen Besitztümer man zuerst an wen vererben soll.

Wenn Sie gerne die Leistungen von Exit- House in Anspruch nehmen würden, aber das aufgrund Transportproblemen nicht funktioniert gibt es einen extra dafür zuständigen Heimdienst, der auch dann zur Verfügung steht, wenn Sie sich entschieden haben, Zuhause zu sterben.

Und für Notfälle außerhalb des Geländes der Sterbehäuser gibt es einen Notdienst, der für kritische Situationen zuständig ist.

Wie Sie sehen ist alles in diesen Sterbehäusern klar strukturiert, doch ganz abgeschlossen haben wir diesen Artikel noch nicht.

Einer der letzten Punkte ist die Leichenbestattung, ein noch viel schöneres Wort ist das “Recycling”, wie ich vorhin schon erwähnt habe.

Die Prozedur läuft, sofern die betroffene Person oder Angehörige es nicht anders vorgesehen haben, immer gleich ab.

Die Leichen werden in ein bestimmtes Waldgebiet, die Rational Death Woods, gebracht und dort vergraben, nachdem sie, in einem Baumwolltuch gehüllt, auf dem Boden des

Exit-House- Gartens gelegt wurden und ihre Verwandten und Freunde dort von ihnen abschied nehmen konnten.

In diesem Waldgebiet werden die Leichen nun “wiederverwertet”, um die Erde zu bereichern.

Dieses Gebiet steht der Öffentlichkeit zur Verfügung und wird sogar für Spiele verwendet.

Wer hätte es gedacht? Dieser Quatsch von wegen “Ruhe in Frieden” wird doch völlig überbewertet.

“Recycling” ist meiner Meinung nach kein Wort, dass man in Bezug auf Menschen gebrauchen sollte. Recycling bedeutet für mich Abfall wiederverwerten. Sind wir Menschen also nichts anderes als Abfall der nach einer bestimmten Anzahl an Jahren, in denen man gearbeitet hat und “produktiv” [1] war, einfach wiederverwertet wird?

Ich bin der Meinung, dass dieser Begriff die Menschenwürde eines Jeden von uns angreift und darstellt, wie wenig sich die Leute aus Sterbehäusern eigentlich für jeden Einzelnen von uns interessieren.

Und auch die Experten streiten sich, ob Sterbehäuser und damit aktive Sterbehilfe erlaubt sein sollte oder nicht.

Hinzu kommt auch, dass die Toten nicht einbalsamiert werden und ohne Sarg und ohne jegliche (religiöse) Zeremonie begraben werden.

Wenn die Leichen verbrannt wurden kommt die Asche auch nicht in eine Urne, sondern wird als Dünger wiederverwertet. Andere Möglichkeiten zur Wiederverwertung nach dem Tod können, sofern nichts anderes vom Sterbenden geplant wurde, zum Beispiel Transplantationen oder wissenschaftliche Zwecke beziehungsweise Forschungszwecke sein.

Vielleicht sollte ich mich für die ganze Ironie in meiner Stellungnahme in Bezug auf dieses Handbuch zu Sterbehäusern entschuldigen, aber dennoch bin ich der Meinung, dass diese meine Abneigung gegenüber diesen Institutionen am besten darstellt.

Ich finde den Artikel nicht besonders menschenfreundlich. Sollten wir uns in unseren letzten Stunden, Tagen oder Wochen nicht wohl fühlen? Sollten wir die restliche Zeit unseres Lebens nicht damit verbringen sie zu genießen?

 

Ist das Exit- House wirklich die beste Möglichkeit?

Ich denke nicht.

 

Viele der Befürworter von Sterbehäusern berufen sich auf Immanuel Kant und sind der Meinung die Würde des Menschen würde nicht nur beinhalten, dass wir ein Selbstbestimmungsrecht auf Leben haben, sondern eben auch ein Selbstbestimmungsrecht auf Sterben.

Doch auch hier tun sich Fragen auf, was mit den Menschen ist, die eben nicht mehr fähig sind über sich selbst zu entscheiden?

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Geschichte von Alexander Nichts [2].

Er war ein Abiturient aus Berlin und wurde im Oktober 2002 von einem Auto angefahren.

Alexander erlitt schwerste Schädelverletzungen und lag fast vier Jahre im Wachkoma.

Seine Mutter bestand darauf ihn töten zu lassen, da sie sich sicher war, dass Alexander so nicht weiter hätte leben wollen. Doch die Ärzte haben die lebenserhaltenden Maschinen nicht abgeschaltet.

Woher soll man wissen, was Menschen gewollt hätten? Kann man den Meinungen ihrer Angehörigen vertrauen? (Eventuell handeln diese aus egoistischen Motiven)

Und würde das Recht auf aktive Sterbehilfe nicht dazu führen, dass viele Menschen diese Methode als naheliegender empfinden als zum Beispiel die ärztliche Behandlung?

Würden dann nicht viele Krebspatienten eine Spritze der Chemotherapie vorziehen? Oder könnte man die Berechtigung auf Freitod beziehungsweise aktive Sterbehilfe nicht einfach abgrenzen, wie in dem von mir behandelten Artikel?

Kann man wirklich bewerten wer das Recht hat auf Wunsch zu sterben und wer nicht?

Zumindest auf die Frage, ob die aktive Sterbehilfe zur Methode Nummer Eins werden würde, kann ich eine Antwort geben.

Denn wenn man sich genauer mit diesen Themen befasst, stößt man zwar auf einige Umfragen und Studien, die bezeugen, dass viele Menschen, etwa 80 Prozent, die aktive Sterbehilfe befürworten, aber ebenfalls stößt man auf Ergebnisse, die zeigen, dass wenn ein Mensch die Wahl zwischen aktiver Sterbehilfe und einer sogenannten Palliativmedizin haben, wie es zum Beispiel in einem Hospiz der Fall ist, sich nur noch 35 Prozent für die aktive Sterbehilfe entscheiden [3].

Meiner Meinung nach ist es wichtig sich auch mit den Umständen der Sterbenden vertraut zu machen.

Warum möchte ein Mensch zum Sterben ins Exit- House anstatt Zuhause zu bleiben oder in ein Hospiz zu gehen?

Die Gründe hierfür sind meist sehr naheliegend auch wenn man nicht sofort darauf kommt.

Viele Menschen gehen davon aus, dass der Grund hierfür an den Schmerzen der Sterbenden liegt.

Doch viel häufiger liegt es daran, dass die Sterbenden den Angehörigen nicht zur Last fallen wollen. Es ist notwendig sich mit dieser Frage zu befassen und auf den Sterbenden einzugehen. Soll ihr Leben wirklich ein Ende finden oder liegt der Grund für diesen Weg eventuell doch an etwas Anderem? Wie kann man dem Sterbenden am besten helfen?

Ich denke ein Grund für solche Probleme ist die fehlende Aufklärung im Bezug auf Hospize.

Und auf eben diese Institutionen möchte ich nun noch etwas genauer eingehen.

Befasst habe ich mich mit diesen Einrichtungen erst vor kurzem.

Vor einer Woche ist mein Opa an Krebs gestorben, in einem Hospiz.

Als wir mit dem Thema Euthanasie in Religion begonnen haben war ich fest davon überzeugt es wäre besser für meinen Opa gewesen ihn in ein Sterbehaus zu schicken. All diese Schmerzen und das Leid müssen doch nicht sein nur um ein paar Tage länger zu leben.

Aber genau das wollte er anscheinend.

An der Trauerfeier hieß es “seit November ging es mit seiner Gesundheit stets bergab”, aber dennoch hat er gekämpft und nicht aufgegeben, obwohl er wusste, dass für ihn keine Chance auf Heilung besteht.

Das finde ich irgendwie bewundernswert.

Die Psychiaterin Elisabeth Kübler- Ross, die sich mit dem Tod und dem Umgang mit Sterbenden befasste, stellte die Fünf- Phasen eines Sterbenden auf.

Damit ist nicht der körperliche Vorgang gemeint, sondern die geistige Verarbeitung mit dem Zwang vom Leben und von den Menschen um einen herum Abschied zu nehmen.

Die erste Phase ist das Nichtwahrhabenwollen und die Isolierung, das bedeutet, dass der Sterbende seine Krankheit vorerst leugnet, die zweite Phase ist der Zorn, zum Beispiel auf die Menschen, die gesund sind und weiterleben werden.

In der dritten Phase, das Verhandeln, kommen kindliche Verhaltensweisen zum Vorschein, das bedeutet, dass der Betroffene durch Kooperation, zum Beispiel mit Gott, versucht sich eine längere Lebensspanne zu verdienen.

Darauf folgt die vierte Phase, die Depression. Hier kommt es zu zwei Formen von Verzweiflung und Verlust.

Die erste bezieht sich auf einen bereits geschehenen Verlust, wie zum Beispiel das Geld für das Krankenhaus, die zweite kümmert sich um einen drohenden Verlust, wie dem Tod.

Die fünfte und letzte Phase ist die Akzeptanz.

Diese Phase ist frei von Gefühlen und der Patient will mit den Problemen der Außenwelt nichts mehr zu tun haben.

Diese Phasen haben etwas mit der Hoffnung des Sterbenden zu tun und am besten ist es diese Hoffnung aufrechtzuerhalten.

Auf die Initiative von Elisabeth Kübler- Ross wurden die ersten Hospize in den USA eingerichtet [4].

Diese Hospize sind, wie ich finde, ein besserer Ersatz für die oben erwähnten Sterbehäuser.

“Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben” (Cicely Saunders), steht auf der Startseite des Stuttgarter Hospizes.

Dieses Zitat beschreibt meiner Meinung nach gut, warum die Hospizbewegung so wichtig ist.

Denn diese kümmern sich intensiv um ihre Patienten, sorgen für eine optimale Schmerztherapie und fördern den, schon fast in Vergessenheit geratenen, Gemeinsinn, sowie Eigeninitiative und Nachbarschaftshilfe.

Empfänger der Fürsorge sind nicht nur die Patienten, sondern eben auch die Angehörigen.

Das soll präventiv wirken, indem es nicht zum Verdrängen des Todes kommt und die Angst vor dem Tod genommen werden soll.

Besonders intensiv kann man sich damit beschäftigen, wenn man als ehrenamtlicher Helfer in der Hospiz arbeitet. Denn eines der größten Probleme neben dem Verdrängen ist die Angst vor dem Tod.

Indem sich die Angestellten des Hospizes täglich mit dem Tod auseinandersetzen und sowohl Patienten, als auch Angehörige, umsorgen, kommt es zu regelrechten Bewusstseinsveränderungen.

Man sieht das Leben mit anderen Augen und kann es so viel bewusster Leben.

Nach Elisabeth Kübler- Ross gibt es nicht einmal einen Tod. Sterben ist ihrer Meinung nach nur “ein Umziehen in ein schöneres Haus”.

Es ist, so Elisabeth, “nur ein Übergang in eine andere Form eines anderen Lebens auf einer anderen Frequenz”. Das schrieb sie auch in ihrem Buch “Interviews mit Sterbenden”.

Hospize sind, ganz im Gegenteil zu den Sterbehäusern, wohnliche Einrichtungen mit persönlichen Dingen und einer offenen Tür für Freunde, Angehörige und sogar Haustiere.

Ziel der Hospize ist es, ohne jegliche Sorge um Kosten, die Wünsche der Patienten zu erfüllen, denn sie beziehen ihre Gelder nur zum Teil aus öffentlichen Institutionen.

Größtenteils beziehen sie ihre Gelder aus Spenden und ehrenamtlichen Mitgliedern.

Eine sehr schöne Sache ist, dass das Hospiz nur selten der letzte Aufenthaltsort eines Sterbenden sein wird, und zwar nur dann, wenn der Patient alleinstehenden ist oder es trotz Betreuungsdienst nicht möglich ist ihn Zuhause sterben zu lassen.

Hier ist das Sterben Zuhause, wie könnte man es am besten ausdrücken, zwar “routinemäßig” aber trotzdem kümmern die Angestellten des Hospizes sich liebevoll um ihre Patienten und bringen vor allem viel Zeit mit.

Dennoch gibt es Menschen, die das Exit- House aufgrund starker Schmerzen dem Hospiz vorziehen. Zwar ist das Hospiz kein Krankenhaus, jedoch kann es trotzdem optimale Schmerztherapie leisten. Hinzu kommt, dass die Hospizbewegung sich bemüht die Schmerztherapie noch zu verbessern und Aufklärungsarbeit, zum Beispiel in Bezug auf das wirkungsvolle Schmerzmittel Morphin, zu betreiben.

Schmerztherapie ist notwendig und Zuwendung ist wichtig für die Sterbenden.

So wären vielleicht Haustiere im Hospiz besonders für Alleinstehende eine gute Methode, um diesen ihre Einsamkeit zu nehmen.

Auch wenn das Haustier dem Patienten nicht viel entgegenbringt, so reicht es völlig aus, dass der Patient das Tier umsorgen und lieben kann.

Denn “etwas für andere zu tun, ist wichtig für die eigene Psyche” [5].

Alles in allem ist zu sagen, dass ich gegen Sterbehäuser, aber eine Befürworterin für die Hospizbewegung bin, die meiner Meinung nach in jedem Punkt menschlicher und besser ist, als das sogenannte Exit- House.

Aus welchem Grund auch immer ein Mensch sich entscheidet in eines dieser Sterbehäuser zu gehen, sollte dieser vorher einmal darüber nachdenken, dass wir Menschen in die Gemeinschaft mit Gott, die Leben und Tod überdauert, hineingeboren sind.

Das bedeutet die Gemeinschaft mit Gott hat schon im Leben begonnen und geht über den Tod hinaus. In Gott wird letztlich alles gut.

 

“Schließe mir die Augen beide

mit den lieben Händen zu!

Geht doch alles was ich leide,

unter deiner Hand zur Ruh.”

(Theodor Storm)