Aus einer Schülerarbeit:

 

Als ich heute früh zur Schule eilte, da begegnete mir der TEUFEL und er sprach: “Mein Kind, wohin gehst du?” 
Und ich antwortete: “Ich gehe zur Schule.”
Da leuchtete das Antlitz des Teufels und er fragte mich, welche Schule ich besuchen würde. Als ich ihm den Namen meiner Schule sagte, da verfinsterte sich sein Angesicht, schwarze Gewitterwolken zogen am Himmel auf und es blitzte und donnerte, so dass ich Angst im Herzen verspürte und vor dem Teufel zu Boden sank.
Doch der Teufel sprach: “Fürchte dich nicht, denn du bist ohne schuld.” 
Er legte seine Hand auf mein Haupt und fragte: “Sag, mein Kind, welchen Religionslehrer hast du denn?”
Als der Teufel den Namen FISCHER erfuhr, setzte er sich zu mir und wir weinten gemeinsam bittere Tränen.

Auf dieser Seite stelle ich euch nun einige Auszüge aus dem Buch “Aberglaube, Okkultismus und Christentum” vor.
Das Buch ist zwar unter meinem Namen erschienen, ich habe aber lediglich die Ergebnisse der Arbeit mit Jugendlichen aus den letzten 15 Jahren zusammen geschrieben.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Darstellung einer möglichen Definition von “Aberglaube”, um diesen dann von “Glaube” zu unterscheiden.
Auch wenn ich einige Beispiele von Missbrauch durch Wunderheiler, Scharlatane etc. vorstelle, so geht es mir nicht um eine grundsätzliche Ver – Teufelung von Menschen, die einer bestimmten Überzeugung anhängen. Es muss aber möglich sein, unmenschliche Auswirkungen und skrupelloses Ausnutzen von menschlichem Elend aufzuzeigen.
Auf Grund meiner eigenen Lebenseinstellung und -überzeugung liegt mir viel daran, vor allem die Unterschiede von christlichem Glauben und Aberglauben aufzuzeigen. Das geschieht im zweiten Teil des Buches. Hier gibt es auch Überschneidungen mit den Ausführungen zu Leben und Wirken Jesu auf der anderen Home-Page-Site.
Auf der Site: “Buch: Aberglaube” findet ihr das komplette Buch als Druckversion – allerdings ohne die Schaubilder und ohne Anmerkungen. Für ganz eifrige: es ist auch noch im Buchhandel erhältlich…
Einen ersten Überblick gibt das Inhaltsverzeichnis.
Ich bin natürlich für jede Kritik, Anmerkung und Anregung offen und dankbar.
Und nun: Viel Spaß beim Lesen!!


Seit die Menschen
nicht mehr an Gott glauben,
glauben sie nicht etwa nichts mehr.
Sondern alles.

Gilbert Chesterton

Inhaltsverzeichnis
1 Vorwort
2 Was ist eigentlich Aberglaube?
3 Die Scharlatane
4 Pendeln, Gläserrücken und Ähnliches
5 Geisterglaube  Diesseits und Jenseits
6 Voodoo Zauber und Naturreligionen
7 Alte und neue Hexen
8 Der Teufelsglaube in unserer Zeit
9 Der Teufel und das Christentum
10 Grundlagen des christlichen Glaubens
11 Magische Strukturen im Christentum?
12 Jesus  ein Zauberer?
13 Glaube Mythos Vernunft
14 Literaturverzeichnis

1. Aberglaube und Christentum

 

Seit 1986 unterrichte ich an einer beruflichen Schule mit sehr vielen verschiedenen Schulformen. In all diesen unterschiedlichen Schwerpunkten des Lehrens und des Lernens und bei allen Schülerinnen jeder Altersstufe hat es mich immer wieder erstaunt, wie hoch der Anteil derjenigen ist, die sich an abergläubischen Praktiken beteiligen, wie auch immer diese aussehen mögen.
Um im Unterricht dann die Probleme ansprechen zu können, die Schülerinnen auch tatsächlich interessieren, habe ich in den Kursen stets ein Mitspracherecht bei der Themenwahl des Schuljahres eingeräumt. Ich war nicht wenig erstaunt, dass immer wieder gleiche Schwerpunkte auftauchten, gleiche Inhalte, die sich nach der Wahl der Schüler/innen gleichsam zu einer Art Themen-Hitliste zusammensetzten und immer wieder war das Thema Aberglaube darunter.
Notgedrungen musste ich mich also damit befassen und Informationsmaterial zusammentragen, Fernsehsendungen verfolgen, Bücher lesen etc. Dabei merkte ich, dass das Thema tatsächlich nicht ohne Reiz ist: Alte Kinderträume tauchten auf, Märchen, Vorstellungen von einer anderen Welt, in der es noch Königin und König gab, Fantasiewelten, in denen außerirdische Mächte durch die Macht eines Zauberers zu bändigen waren, Welten, in denen Ereignisse vorhersehbar waren, in denen jenseitige Mächte beeinflusst werden konnten, in denen Menschen mit den Göttern im Streit liegen und im Fall des Obsiegen Erlösung, ja sogar Unsterblichkeit erlangen konnten.
Noch heute bin ich ein begeisterter Leser von guten Fantasieromanen. Diese Möglichkeiten des Er- und Auslebens von unbewussten und bewussten Ängsten und Vorstellungen empfinde ich als hilfreich und lebensbejahend. Was ich im Sumpfkreis des Aberglaubens entdecken, erleben und lesen musste, hat allerdings mit einer positiven oder lebensbejahenden Einstellung nichts mehr zu tun. Ängste werden da produziert, Abhängigkeiten in jeder Form ausgenutzt und die Neigung des Menschen für das Mystische wird ihm letztlich zum Fallstrick.
Meine Empörung steigerte sich noch, als ich dann erlebte, wie selbsternannte Gottesmänner und -frauen ihre Zaubertricks auf die Bühne brachten und behaupteten, der Heilige Geist werde nun sie, diese Auserwählten mit dem besonderen Draht zu Gott, als Medium benutzen und alle anwesenden Kranken heilen.
Aberglaube in Reinkultur!
Auch wenn auf diesen Veranstaltungen ständig der Begriff Gott im Mund geführt wird, wenn sich diese neuen Propheten auch noch so überzeugt als die wahren Christen bezeichnen: Mit der christlichen Religion hat solcher Zauber absolut nichts zu tun. Ich will noch nicht einmal behaupten, dass alle diese Heiler bewusst betrügen und sich auf Kosten eines allzu leichtgläubigen Publikums bereichern (obwohl es natürlich auch dafür genügend Beispiele gibt);es gibt sicherlich auch einige darunter, die von sich und ihrer Sendung fest überzeugt sind. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie den von ihnen abhängigen Gläubigen nicht zu einem selbstverantworteten und befreiten Leben verhelfen, sondern diese, die meistens Trost und Hilfe nach schweren persönlichen Schicksalsschlägen suchen, in neue Abhängigkeiten und letztendlich auch in scheinbar heile, aber um so gefährlichere Welten führen. Gefährlich deshalb, weil in all diesen Sekten (denn um solche handelt es sich ganz ohne Zweifel) mit einem sehr einfachen Dualismus gearbeitet wird, der die eine Hälfte der Welt in Gute und die andere in Schlechte einteilt. Dadurch wird es einfach, die Schuld für Ängste, Verlust, Versagen . . . auf andere Sündenböcke zu projizieren und die wirklichen und grundlegenden Probleme zu verdrängen. Die Fragen nach den ersten und den letzten Dingen des Lebens, die man im allgemeinen mit dem Sammelbegriff Religion bezeichnet, gehören zum Wesen und zur Kultur aller menschlichen Gesellschaften. Nach meiner Auffassung ist allein dadurch in der Geschichte der Menschheit nachgewiesen, dass Religion, wenn man sie nicht nur aus dem eigenen konfessionellen Blickwinkel sieht, sondern in einem weiten Sinn versteht, zum Wesen des Menschen gehört. Das Suchen nachdem Sinn des eigenen Lebens, das Bemühen, die eigene Sterblichkeit zu akzeptieren und auch sie als einen Teil der ganz persönlichen Existenz zu erkennen, sprengen die Möglichkeiten des rationalen Verstehens.
Der Verstand muss hier an seine Grenze gelangen, denn es geht um Wahrheiten, die mit dem menschlichen Wort, der Sprache, nur höchst unvollkommen ausgedrückt werden können. Genau an diesem Punkt unterscheiden sich dann auch die Religionen, die den Menschen spirituelle Erfahrungen ermöglichen, die Lebensperspektive erweitern und damit letztlich zu einer persönlichen Freiheit führen können, von jenen Religionen, die unter Spiritualität magische Welten verstehen, in denen der oben beschriebene Kampf zwischen Göttern/Dämonen und uns Menschen stattfindet. Das letztere bezeichne ich als den Aberglauben, der Menschen unfrei macht.
Ich werde in diesem Buch versuchen, den Unterschied zwischen einer lebensbejahenden Religion und dem lebenszerstörenden Aberglauben egal, in welcher Form oder Schattierung er auftritt  deutlich zu machen. Dabei wird in der Konsequenz deutlich werden, dass es auch in den großen Religionen immer wieder Missverständnisse, aber auch Missbrauch von religiösen Inhalten gibt.
Es mag manchmal ein schmerzliches Umdenken erfordern, wenn plötzlich traditionelle Denkmuster durchbrochen und unreflektiert angenommene Inhalte hinterfragt werden. Meine Erfahrung dabei ist aber, dass sich letztendlich immer wieder neue Wege auftun, die es ermöglichen, zu der jeweils eigenen und ganz persönlichen Art von Glaube und Spiritualität zu finden.
Zunächst versuche ich, die Begriffe etwas genauer zu definieren, damit es keine Missverständnisse gibt. (Ich muss ja im Vorfeld         deutlich sagen, was ich unter Aberglaube verstehe, bevor ich mich mit Sinn und Unsinn auseinander setze.) Mit diesen inhaltlichen Begriffserläuterungen, die einfach zu handhaben und durch deutliche Beispiele auch gut nachzuvollziehen sind, ergeben sich die Grundlagen für die Unterscheidung von Glaube und Aberglaube. Es kann dabei selbstverständlich nicht ausreichen, die jeweils eigene Religion als die richtige herauszustellen und alle anderen abzuwerten:

Was einmal als Aberglaube entlarvt ist, darf sich dann auch nicht mehr hinter dem Vorhang der Religion verstecken.

Die Denkformen des Aberglaubens halten in Abhängigkeiten und führen in Sackgassen für die persönliche Lebensentwicklung. Die einzigen Profiteure sind die Gurus.
Damit ich selbst nicht unglaubwürdig werde und die Leser/innen die Argumente überprüfen können, werde ich meine Aussagen auf die Erkenntnisse der menschlichen Vernunft und den objektiv nachprüfbaren und somit bewiesenen Erkenntnissen der Naturwissenschaften aufbauen. Damit sind die Ergebnisse meiner Aussagen nachvollziehbaren und man kann ihnen zustimmen oder sie widerlegen. Die Schwierigkeiten, die sich hierbei für die Ausarbeitungen ergeben, liegen auf der Hand: Einerseits betone ich die Bedeutung des menschlichen Grundbedürfnisses nach Spiritualität, andererseits versuche ich nun mit Vernunft und Verstand, pseudomystische Praktiken gleichsam zu entkleiden.
Schülerinnen sagen am Ende solcher Einheiten häufig: Das kann doch nicht alles sein. Ich kann doch nicht nur vom Verstand leben, ich brauche auch etwas für das Gefühl.
Auch hier drückt sich schon wieder das menschliche Grundbedürfnis nach emotionaler Geborgenheit aus, das ich aber auf diesem Weg der Erkenntnis nicht befriedigen kann und will. Wie ich oben schon geschrieben habe: Wenn durch die Erkenntnis der eigenen Spiritualität der angehäufte Schutt von unreflektierten, aufgezwungenen und oftmals immer noch kindlichen Gottesbildern abgetragen ist, dann ist der Weg frei für die Suche nach einer persönlichen und verantwortbaren Religion und Spiritualität. Die Vernunft und die Sprache stoßen sicherlich manchmal an Grenzen, hinter denen sich Wahrheiten verbergen, die ausschließlich dem Gefühl zugänglich sind. Wenn aber Hexen und andere Magier so tun, als gäbe es diese Logik, Vernunft, Naturgesetze . . . überhaupt nicht, dann setzen sie auf die Leichtgläubigkeit der Menschen und nicht auf ihren Glauben.
In den folgenden Kapiteln werde ich einige Beispiele dafür anführen, wie Menschen in ihrer Not und manchmal auch Naivität mehr oder weniger skrupellos ausgenutzt werden. An diesem Punkt setzt auch meine grundlegende Kritik an: Die verschiedensten Formen des Okkultismus sprechen eben immer gerade die Menschen an, die sich in Lebenskrisen befinden. Sie meinen, da dieser Weg, diese Gemeinschaft, dieser Glaube eine Lösung für alle Probleme anbietet. Meistens ist es dann aber so, dass nicht etwa die alten Schwierigkeiten behoben werden, sondern da neue hinzukommen.

2. Was ist eigentlich Aberglaube?

Häufig habe ich erlebt, dass sich ganze Diskussionsreihen immer wieder darum drehen, wer denn nun Recht hat, gehört dieses oder jenes in den Bereich des Aberglaubens oder nicht?
Oder ist es vielleicht eher dem Bereich des Okkulten zuzuordnen? Oder befindet man sich unter Umständen vielleicht sogar schon im Reich des Bösen – des Satanismus? Berühre ich eventuell gerade das Feld der Esoterik? Des New-Age? Der Religion?
Die Begriffsverwirrung ist sehr vielfältig und manchmal nicht mehr zu durchschauen. Dabei ist es meines Erachtens recht einfach, den Bereich des Aberglaubens abzugrenzen. Ich möchte daher gleich am Anfang eine Definition vorschlagen, auf die ich im weiteren Verlauf immer wieder zurückgreifen werde. Definitionen sollten ja die Eigenschaft haben, da sie kurz und einfach, zudem noch praktikabel einen Wortinhalt darstellen:

Aberglaube

1. Aberglaube ist Gegen-Glaube.
2. Aberglaube verstößt gegen den Verstand und unterstellt,
dass Naturgesetze aufgehoben werden können.
3. Aberglaube hält es für möglich, sich jenseitige
Mächte dienstbar zu machen.
4. Aberglaube hält es für gegeben, dass diese Jenseitigen
direkt und unmittelbar in das Diesseits eingreifen (können).

Diese Definition bedarf natürlich einiger Erläuterungen, um Missverständnissen vorzubeugen. Meiner Überzeugung nach haben wir aber mit dieser leicht verständlichen  Definition ein Instrument an der Hand, mit dem es sehr klar, eindeutig und nachvollziehbar möglich ist, Glauben vom Aberglauben zu unterscheiden und einer ganzen Reihe von Scharlatanen ihr gefährliches Handwerk zu legen. Zugleich lässt die Definition aber auch Raum für die Dinge, die sich unserer Wahrnehmung entziehen, dennoch aber erlebte Realitäten sind. Bevor diese Gedanken aber wieder zu abstrakt werden, gleich zu den Erläuterungen und zu konkreten Beispielen:

1. Aberglaube ist Gegen – Glaube

Diese Aussage habe ich mit in die Definition einbezogen, um auf den Wortursprung hinzudeuten. Aus dem Mittelhochdeutschen “Afterglaube” (after = gegen) wurde im Hochdeutschen “Aberglaube” und meint in dieser ursprünglichen Bedeutung den gegen den richtigen Glauben gerichteten Glauben. Was aber ist der richtige Glaube? Da gibt es natürlich viele verschiedene Möglichkeiten des Verständnisses. Man könnte zu der Auffassung gelangen, da in unserem christlich – europäischen Raum jeder Glaube, jede Religion, die das Christentum ablehnt, ein Gegen-Glaube ist, also ein Glaube, der sich gegen das Christentum richtet. Das hätte natürlich dann zur Konsequenz, dass das Christentum in (überwiegend) nicht christlichen Ländern, z. B. im arabischen Raum, ebenfalls als Aberglaube betrachtet werden müsste. Zudem wäre das, was als Aberglaube betrachtet würde, immer von den jeweiligen Mehrheitsverhältnissen abhängig. Ja in der Konsequenz hätte dieses Verständnis von Aberglaube sogar zur Folge, da jeder, außer mir selbst, abergläubisch ist. Denn der richtige Glaube ist zunächst einmal immer mein eigener Glaube. Da aber jeder Mensch ein eigenes Glaubensverständnis und ein eigenes Gottesbild in sich trägt, das immer einmalig auf der Welt ist, ist jedes abweichende Glaubens- bzw. Gottesverständnis zunächst einmal Aberglaube.
Dieser etymologische Teil der Definition allein würde uns also nicht viel weiterbringen. Er kann uns aber im ersten Schritt die ursprüngliche Wortbedeutung vor Augen führen und zugleich deutlich machen, da die Definition nur insgesamt einen Sinn ergibt.

2. Aberglaube verstößt gegen den Verstand und unterstellt, dass Naturgesetze aufgehoben werden können.

Dieser Teil der Definition bringt uns im Verständnis des Aberglaubens schon ein wesentliches Stück weiter. Hier haben wir zwei sehr praktikable Merkmale vor uns, die sich gleichsam wie zwei Siebe übereinanderlegen lassen. Im konkreten Fall werden alle abergläubischen Vorstellungen wenn nicht im ersten, dann aber doch im zweiten Sieb hängenbleiben. Was ist genau damit gemeint? Der Verstand ist ein unverzichtbares und sehr wirksames Regulativ, welches unser Miteinander und die Wahrnehmung der Wirklichkeit ordnet. Zudem ist unsere Kommunikation nur möglich, weil wir uns ein auf dem menschlichen Verstand basierendes, mehr oder weniger logisch strukturiertes Kommunikationssystem geschaffen haben. Bei Dingen, die gegen unseren Verstand verstoßen, neigen wir erst einmal dazu, sie unter der Kategorie “Das gibt es nicht!” einzuordnen. Manchmal sind wir mit diesen Schlüssen recht voreilig und müssen uns dann nachträglich korrigieren, weil wir Dinge, die wir uns nicht vorstellen können, bzw. die außerhalb unseres bisherigen Erfahrungsbereiches liegen, verwechseln mit angeblichen Ereignissen, die es tatsächlich nicht gibt oder geben kann. Zum Beispiel ist manches, was im Zustand der Hypnose geschehen kann, so unglaublich, dass man dazu neigt, es als unmöglich abzutun. Mittlerweile lässt sich im Rahmen der Hypnoseforschung aber feststellen, dass die wissenschaftliche Methode der Hypnose nicht nur funktioniert, sondern dass man mit ihr auch großartige Heilerfolge erzielen kann. Allerdings halte ich es dennoch für sehr sinnvoll, solchen Erlebnissen, die gegen den Verstand verstoßen, generell skeptisch und aufmerksam gegenüber zu stehen.
Mein Verstand ist also das erste Sieb, das mir helfen kann, Aberglaube zu entlarven.
Das, was der Verstand noch nicht endgültig und beweiskräftig kann, lässt sich nun mit Hilfe des zweiten Siebes erreichen: nämlich eine Antwort auf die Frage zu finden, ob es sich um reale Geschehnisse, um Sinnestäuschung oder um Betrug handelt. Hierbei helfen uns die Erkenntnisse und das Selbstverständnis der modernen Naturwissenschaften. In den vergangenen Jahrhunderten meinte man noch, mit den Mitteln der Naturwissenschaften z. B. Gold herstellen zu können. Wenn man sich heutzutage betrachtet, was da alles unter dem Oberbegriff Naturwissenschaften zusammengefasst war, müssten wir eigentlich, nach dem Zeitalter der Aufklärung, den Kopf schütteln. Astrologie, Magie, Wurzelkunde: Alles galt als wissenschaftliche Disziplin. Diese Begriffsinflation führt dann in der Gegenreaktion dazu, dass nur das als wissenschaftlich anerkannt wurde, was den menschlichen Sinnen zugänglich, also wahrnehmbar war. Diese Bewegung nannte sich nun “Positivismus” und hatte keinen geringeren Anspruch als den, die ganze existierende Wirklichkeit zu beschreiben. Das Motto war: Was wir nicht erfassen, beschreiben und messen können, das gibt es nicht. In diesem  Verständnis blieb natürlich ebenso wenig Raum für Spiritualität, Mystik und Religion sowie für Phänomene im Grenzgebiet der Wissenschaften. Aus dieser Geschichte haben die Vertreter der Naturwissenschaften gelernt und ein Selbstverständnis entwickelt, welches sie sowohl vor einem allzu großen und unüberschaubaren Forschungsgebiet schützt, als auch die Einengung und Arroganz einer allwissenden Disziplin vermeidet. Die moderne Naturwissenschaft versteht sich als ein Forschungsgebiet, auf dem nach wie vor nur beweisbare Fakten den Anspruch erheben dürfen, allgemeingültig sein zu können. Wirklichkeiten, die aus diesem beweisbaren Rahmen herausfallen, werden allerdings keineswegs bestritten, sie können aber auch bis zu ihrer Beweisbarkeit lediglich als Theorie gelten.
Für unseren Bereich und unser Verständnis bedeutet das, dass alle Handlungen und Vorstellungen, von denen behauptet wird, diesen kleinen Teil der beweisbaren Naturgesetze aufheben und durchbrechen zu können, in den Bereich des Aberglaubens gehören. Darüber hinaus gibt es allerdings einen großen Bereich von Wahrnehmungen, Vorstellungen und Wirklichkeiten, der sich den Forschungs- und Erkenntnismöglichkeiten der Naturwissenschaften entzieht.

Das heißt, dass Dinge, die nicht mit dem Verstand zu erfassen sind, nicht unbedingt gegen den Verstand verstoßen.

Auch dies ist eine Grundlage, die sich später noch als sehr tragfähig und mit weit reichenden Konsequenzen darstellen wird.
Ein Beispiel dazu:
Der berühmte Pathologe Virchow soll im vergangenen Jahrhundert nach der Untersuchung einer Leiche gesagt haben:
“Ich habe nun schon so viele Leichen seziert und habe noch nie eine Seele gefunden.”
Ebenso legendär ist der Satz des ersten (russischen) Kosmonauten im Weltraum:
“Jetzt sind wir hier oben, aber wir können nirgendwo einen Gott sehen.”
Sollten diese beiden berühmten Männer mit ihren Aussagen jeweils gemeint haben, dass es, weil sie es nicht wahrnehmen konnten, auch keinen Gott bzw. keine Seele geben könnte, dann sind sie einem weitverbreiteten, grundsätzlichen, logischen Irrtum erlegen: Die Feststellung, dass ich etwas nicht wahrnehmen kann, heißt natürlich noch lange nicht, dass es diese behaupteten Wirklichkeiten nicht geben könnte. Es sei denn, das Gegenteil sei beweisbar.
Vor voreiligen Jubelschreien aus dem religiösen Lager sei dennoch gewarnt: Diese Feststellung der Naturwissenschaft bedeutet selbstverständlich nicht, dass man nun Gott oder die Seele als beweisbar voraussetzen könnte. Im Gegenteil: Diese klare Definition des Aberglaubens schafft der Religion zwar einerseits einen Freiraum, weil die Grenzen zum Aberglauben klar werden. Auf der anderen Seite werden aber auch Grenzen gesetzt, die deutlich machen können, da manche religiöse Inhalte, wenn sie falsch verstanden werden, zu abergläubischen Praktiken pervertiert werden. Dafür werde ich in dem entsprechenden Kapitel noch Beispiele aufzeigen.
Der nächste Teil der Definition bezieht sich auf abergläubische Praktiken:

3./4. Als abergläubisch (im weitesten Sinn, manchmal ist das auf den ersten Blick nicht sichtbar) ist jede Handlung zu bezeichnen, die auf das direkte Eingreifen jenseitiger Mächte in unsere diesseitige Welt abzielt.
Auch dieses magische Weltbild geht grundsätzlich von einem dualistischen Weltbild aus, denn auch hier wird, wie in den Religionen, grundsätzlich von einem vergänglichen Diesseits und einem unvergänglichen Jenseits ausgegangen. Die Grenze zwischen diesen beiden Wirklichkeiten wird aber als durchlässig vorausgesetzt. Hierbei wird behauptet, dass unsere diesseitige Welt förmlich von jenseitigen Mächten durchwoben ist. Diese Jenseitigen, wie auch immer man sie bezeichnen will, greifen nach diesem Verständnis  ständig und willkürlich in den Lauf der innerweltlichen Geschehnisse ein.  Naturkatastrophen, Unfälle, plötzliche Krankheiten, Glück, Pech alles kann mit dem unkalkulierbaren Eingreifen dieser Mächte zusammenhängen. Nun haben aber bestimmte Menschen, so wird behauptet, die Fähigkeit, auf diese Dämonen einzuwirken. Dazu bedarf es dann sogenannter Rituale. Diese Rituale können aus Gesängen, Gebeten, Tänzen, Meditationen . . . bestehen: es bleiben immer magische Rituale, wenn sie darauf ausgerichtet sind, übermenschliche Mächte zum direkten und unmittelbaren Eingreifen in die hiesige Welt zu bewegen. Wenn also diese Medien dann den richtigen Zaubercode kennen und ihn richtig anwenden, dann werden ihnen die Jenseitigen in der Regel zu Willen sein.
Oder auch nicht.
Denn die letzte Entscheidung behalten sich immer diese Jenseitigen vor.  Ich möchte noch einmal ausdrücklich betonen:
Immer dann, wenn diese Struktur:
Medium Ritual Eingreifen
(dabei können Naturgesetze außer Kraft gesetzt werden)
vorliegt, liegt auch ein magisches Denken vor. Wenn wir uns genau beobachten, werden wir solche Verhaltensweisen auch bei uns feststellen können. Wer z. B. dreimal auf Holz klopft, um Unheil zu vermeiden, wer sich  mehr oder weniger auf sein Horoskop verlässt, wer im Freitag dem 13. mehr als ein normales Wochendatum sieht, unterstellt, wenn auch unbewusst, dass Übernatürliche eingreifen könnten, wenn man sie nicht durch Zauberei daran hindert (z. B. indem man auf das Holz klopft). Natürlich sind viele dieser abergläubischen Handlungen heutzutage nicht mehr bewusst; es ist aber durchaus sinnvoll, sich die Geschichte und die Ursprünge dieses Denkens ins Bewusstsein zu rufen. Bewusst oder unbewusst:  die Auswirkungen dieses Denkens prägen die subjektive Wirklichkeit. Jemand, der es für möglich hält, dass sein persönliches Lebensschicksal in den Händen von Kräften liegt, die sein Leben schon längst geplant haben, die ihn als Marionette benutzen, die willkürlich in seinen Alltag eingreifen können, steht in der Gefahr, seinen Lebensweg schicksalsergeben anzunehmen und sich bei Problemen und Lebenskrisen weniger auf die eigene Initiative zu verlassen, als vielmehr auf die zufällige Konstellation einiger Sterne. Möglicherweise verändert sich sein Verhalten so weit, dass er selbst seine Probleme als nicht mehr lösbar, weil vorherbestimmt, unbewältigt hinnimmt. Bestenfalls sucht er noch Hilfe bei einem Wahrsager oder einer Wahrsagerin, um sich auf kommende Schicksalsschläge einzustellen. Vielleicht meint er auch, dass ihm ein regelmäßiger Blick in die Kristallkugel, regelmäßig gelegte Tarotkarten, eine regelmäßige Lektüre des Horoskopes bei der Lösung seiner Probleme helfen. Liebeskummer, zerstörte Freund- und Partnerschaften fordern dann nicht mehr persönlichen Einsatz und Bedenken des eigenen Verhaltens sie sind durch den Gang zum Medium und einen kräftigen Liebeszauber zu retten. Wer das für Extrembeispiele hält, sollte sich nur einmal in den zahlreichen Gazetten der Esoterik und Wahrsagerei kundig machen. Die Gefahr des oben beschriebenen Verhaltens sehe ich darin, dass zwischen dem Menschen und den vermuteten jenseitigen Kräften ein sehr ungesundes und ambivalentes Verhältnis entsteht: Der Mensch fühlt sich auf der einen Seite abhängig und ausgeliefert; dieses Gefühl trägt natürlich auch eine gehörige Portion Angst in sich. Auf der anderen Seite entsteht aber auch ein Gefühl der Macht, des Unbesiegbarseins,  denn ich habe ja die Macht, mir die übermenschliche Kraft der Jenseitigen dienbar zu machen: Faszination.
Angst und Faszination;  diese beiden lebensbestimmenden Faktoren führen in eine fast unlösbare Abhängigkeit und hierin liegt einer der Gründe, warum praktizierter Aberglaube ähnlich lebenszerstörerische Wirkung haben kann wie der Missbrauch von Drogen. Angst und Faszination – gefangen zwischen diesen beiden Gefühlen ist es unmöglich, eine reife Persönlichkeit auszubilden, die selbstverantwortet und selbständig Leben plant und Leben findet. Magie ist keineswegs und keinesfalls eine Form der Selbsterfahrung, wie manchmal leichtfertig und durchaus ernst gemeint behauptet wird. Magie, Aberglaube und alle Spielarten, die sich darauf zurückfahren lassen, führen in ihrer Konsequenz zu einer Abhängigkeit und verhindern Selbsterfahrung. Im Folgenden werde ich auf einige populäre Magier und ihre Tricks eingehen, um deutlich zu machen, auf welchem Hintergrund magische Vorstellungen entstehen, welche Gefahren damit verbunden sind und wie man sie entlarven kann.

3. Die Scharlatane
Ich habe lange überlegt, ob ich an dieser Stelle überhaupt noch ausführlicher auf die so genannten „Scharlatane“ eingehen soll. Dabei besteht nämlich auch immer die Gefahr, dass sie interessant werden und dass ich dann auf diese Art und Weise unfreiwillig Reklame für sie betreibe.
Ich tue es dennoch und zwar aus zwei Gründen: Zum einen stelle ich fest, dass viele Menschen immer noch nicht gemerkt haben, dass hinter den populären „Zauberern“ Betrüger stecken und gegen solches Nichtwissen hilft am besten immer noch die Aufklärung; zum anderen lassen sich an diesen Beispielen grundlegende Verhaltens- und Wirkungsweisen sowohl der „Begnadeten“, „Medien“, „Auserwählten“ oder wie sie sich auch immer nennen mögen, als auch derjenigen, die an sie glauben (wollen), sehr deutlich machen.
Zum richtigen Verständnis: Ich habe gar nichts gegen gute Varieté – Shows und Vorführungen. Im Gegenteil: Ich bewundere sie. Die Vorführungen des Magiers David Copperfield z. B. gefallen mir ausgesprochen gut (wenn sie insgesamt auch etwas kitschig und übertrieben aufgemacht sind. Aber das gehört wohl dazu). Unvergessen sein „Durchmarsch“ durch die chinesische Mauer, seine „missglückten“ Entfesselungstricks, bei denen er, da er sich nicht rechtzeitig „entfesseln“ konnte, in zwei Stücke zersägt wurde, Oberteil und Unterteil sich getrennt voneinander bewegten und sich dann doch wieder zu einem unversehrten David zusammen setzten. Solche Zauberer verblüffen ihr Publikum und entlassen es mit vielen Fragen auf den Heimweg.
Der Unterschied zu den Scharlatanen besteht aber darin, dass diese behaupten, sie hätten ihre Fähigkeiten von den jenseitigen Mächten und könnten Übermenschliches, Übersinnliches vollbringen, weil ihnen Götter, Dämonen zur Seite stünden. Schon hier wird ein weiteres Grundmerkmal des Aberglaubens deutlich: Er sucht nichts dringender und verzweifelter als die Nähe zur Religion. Dadurch versucht er sich zu legitimieren und die Grenze zwischen einer lebensbejahenden Religion und der lebensfeindlichen „Magie“ zu verwischen.

Die ausgenutzte Leichtgläubigkeit – Uri Geller

Ein ganz übler Vertreter dieser Sorte von Scharlatanen ist in diesem Zusammenhang meines Erachtens der Allround-Magier Uri Geller. Schon Anfang der siebziger Jahre machte er als sogenannter „Löffelverbieger“ auf sich aufmerksam. Seine besondere „Fähigkeit“ bestand darin, dass er, wie er behauptete, mit reiner Gedankenenergie feste Materie – hier: Kaffeelöffel – verformen könne. Den „Beweis“ hierzu trat er in mehreren Fernsehsendungen und Live- Shows an. (Ganz aktuell wiederholte er diese Vorführung in der TV Show “STERN TV” bei Günther Jauch. Mittlerweile drückt er sich aber sehr vorsichtig aus und sagt, er verstehe sich als Entertainer und lässt die Frage, ob er tatsächlich solche besonderen, übernatürlichen Fähigkeiten habe, unbeantwortet. Welche Entwicklung!! Dazu passt eigentlich nur die alte Volksweisheit: Wer nach allen Seiten offen ist, der kann nicht ganz dicht sein.)
Aber nicht nur auf dieses Gebiet erstreckte sich sein besonderes „Können“: Nach eigenen Angaben kann er auch hellsehen, heilen, Geister beschwören.
Nun – nach einiger erfolgreicher Zeit (in den oben erwähnten siebziger Jahren) wurde es wieder ruhig um ihn. (Bis jetzt). Verschiedene andere Magier hatten seine „Kunststücke“ aufgegriffen, und entweder traten sie selbst als „begnadete Medien“ auf oder sie entlarvten diese Tricks als das, was sie waren: Taschenspielertricks. Ich verlor damals Uri Geller aus den Augen und war dann nicht schlecht erstaunt, als ich, zehn Jahre später, bei der Beschäftigung mit dem Thema „Aberglaube und Okkultismus“ wieder auf jenen Uri Geller stieß, der doch schon so viele Jahre zuvor als Scharlatan entlarvt worden war. Mittlerweile waren seine Fähigkeiten offensichtlich aber noch erheblich gestiegen und er behauptete von sich, dass er auf unmittelbaren Befehl und mit Hilfe des Heiligen Geistes handle. Das war ihm in den Jahren davor offensichtlich noch nicht so richtig bewusst gewesen! Natürlich könnten bei kritischen Beobachtern Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Handelns des Heiligen Geistes auftauchen, wenn dieser doch Uri Geller dazu befähigt, mittels seiner übernatürlichen Fähigkeiten die Uhr des BIG-BEN in London anzuhalten bzw. den Eiffelturm zu verbiegen.
Solche Einwände können aber das Riesenpublikum von (Leicht-) Gläubigen offenbar nicht erschüttern. Die Sensation scheint alles zu sein. Uri Geller hatte wieder seine Schlagzeilen und niemand wollte sich daran erinnern, dass seine Tricks längst widerlegt waren. Es würde hier zu weit führen und dem Scharlatan zu viel Platz einräumen, der ihm nicht gebührt, wenn ich seine Tricks im Einzelnen darstellen und widerlegen wollte. Wen das interessiert, der sei auf die einschlägigen Veröffentlichungen hingewiesen.

Eine grundlegende Anmerkung möchte ich dennoch anfügen: Wenn jemand von sich behauptet, Löffel verbiegen und Uhren anhalten zu können – gibt es da zunächst nicht erst noch andere, vernünftigere Erklärungsmodelle, statt als naheliegendste „Lösung“ übernatürliche Fähigkeiten oder das Eingreifen solcher Mächte anzunehmen? Ist es tatsächlich so abwegig, zunächst von einem einfachen Trick auszugehen? Das sollte immer der erste Weg sein, um nach Lösungen zu suchen:
Zunächst das nahe Liegende abwägen und nach Erklärungsmöglichkeiten suchen. Sollte ich hierbei  keine zufrieden stellende Lösung finden, kann ich noch andere Wissenschaften zur Hilfe nehmen (z.B. die Psychologie), um evtl. Erklärungsmodelle zu finden. Sollte auch das nicht weiterbringen: Es muss nicht alles erklärt werden, schon gar nicht mit Hilfe von „Geistern“.
Im Bereich des Aberglaubens werden diese Zwischenstufen sträflich vernachlässigt. Trifft man auf ein Verhalten, einen Vorgang, der mit unserer vordergründigen Wahrnehmung nicht zu erklären ist oder sogar gegen sie verstößt, dann wird sofort „Übersinnliches“ dafür verantwortlich gemacht. Ist es denn, z. B. bei Uri Geller, wirklich nahe liegender, das Wirken von Geistern als Ursache zu akzeptieren oder Tricks, die auf der Täuschung von Wahrnehmung basieren, anzunehmen?

Die ausgenutzte Hilflosigkeit – Philippinische Geistheiler
Menschen, die sich die Leichtgläubigkeit anderer Menschen auf noch viel grausamere Art und Weise zu Nutzen gemacht haben, sind die so genannten „Philippinischen Geistheiler“. Wie der Name schon sagt, traten sie zunächst vornehmlich auf den Philippinen auf. Sie behaupten von sich, dass sie, befähigt durch den Heiligen Geist (wie ähnlich das doch klingt . . .), Operationen, auch schwierige, mit den bloßen Händen vornehmen könnten.
Nochmals, damit keine Missverständnisse aufkommen:
Die Philippinischen Geistheiler behaupten von sich, dass sie kranken Menschen mit den bloßen Händen in den Leib fahren, dass sie dazu kein Skalpell oder andere Hilfsmittel benötigen, dass sie krankes Gewebe aus dem Körper herausholen und die Patienten unmittelbar nach der Operation ohne Schmerzen und geheilt nach Hause gehen können.
Diese Kunde ging Ende der siebziger Jahre um die Welt. Auftrieb bekamen diese „Heiler“ durch einen großen Medienrummel, der zunächst ihre Angaben zu bestätigen schien. Zahlreiche kritische Journalisten und Kameraleute flogen auf die Philippinen, um die Angaben über die so genannten „Wunderheilungen“ zu widerlegen. Um so größer war das Erstaunen, als diese Kritiker mit ihren Berichten zurück kamen und die Angaben bestätigten: „Es stimmt. Wir haben alles mit eigenen Augen gesehen!“ Aber nicht nur das: Sie hatten auch Filmberichte mitgebracht und so konnte ein Millionenpublikum abends auf dem Bildschirm sehen und mitverfolgen, wie ein „Heiler“ eine solche Operation vornahm; wie er zunächst mit einer Bibel die Stelle auf dem Bauch segnete und Gottes Hilfe anrief; wie er mit den bloßen Fingern den Bauch „öffnete“; wie er dann mit der Hand im Leib verschwand, das Blut nach allen Seiten lief; wie er anschließend Gewebe aus der Öffnung zog und es in eine Operationsschale warf. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrfach. Nachdem die Operation erfolgreich beendet war, wischte er die Eingriffsstelle mit einem Tuch ab – es blieb keine Narbe zurück. Auf Nachfragen der Beobachter bestätigte der Patient, dass er sich tatsächlich schon sehr viel besser fühle.
Mit der Kamera ohne vorsätzliche Tricks aufgenommen – von kritischen Beobachtern kontrolliert – Millionen von Menschen an den Bildschirmen dabei – was sollte daran schon verkehrt sein? Die „Geistheiler“ konnten in der Folgezeit keinen Ruhetag mehr einlegen, so wurden sie berannt. Kunden waren vor allem Menschen, die von der Schulmedizin aufgegeben waren, für die keine Hoffnung mehr bestand, die sich aber nicht in ihr Schicksal fügen wollten. Diese Menschen suchten Trost und Heilung auf den Philippinen. Übrigens: Die Behandlung war umsonst. Nach jeder Sitzung wurde allerdings eine „freiwillige“ Spende erwartet, die mindestens fünfzig Mark betrug, meistens aber mehrere hundert Mark erreichte. Die Höhe richtete sich nach der Art der Operation und wurde von den Assistenten der „Heiler“ fest gesetzt. Hinzu kam, dass für eine „erfolgreiche“ Behandlung immer mehrere Sitzungen nötig waren. Es gibt genügend Patienten, Rentner, alte Menschen ohne Einkommen, Mittellose, die so ihre letzten Ersparnisse verloren oder die sich sogar hoch verschuldeten, so dass noch die Nachkommen an dieser Schuld zu tragen hatten.
Vieles davon hätte verhindert werden können, wenn diese „kritischen“ Berichterstatter nicht mit dem ersten Augenschein zufrieden gewesen bzw. wenn sie nicht ihrer eigenen Faszination erlegen wären. Anhand dieses Beispieles möchte ich nochmals die Definition aus dem ersten Kapitel verdeutlichen:

Die Behauptung, dass jemand mit bloßen Händen operieren könne, verstößt zunächst gegen meinen Verstand, so dass ich sehr aufmerksam das Gezeigte verfolge. (Soweit waren ja die Reporter auch noch skeptisch genug).
überprüfe ich nun das Behauptete mit den nachgewiesenen und überprüfbaren Naturgesetzen, dann stelle ich fest, dass hier ein klarer Verstoß vorliegt: Ein fester Gegenstand kann einen anderen festen Gegenstand nicht durchdringen, ohne ihn zu zerstören. Genau das müsste aber möglich sein, wenn eine Hand eine Bauchdecke durchdringt.

Ich müsste also schon von vornherein meine Einwände erheben und deutlich machen, dass eine solche Handlung schlechterdings unmöglich ist. Auch eine Live- oder Fernsehvorführung könnte mich in dieser Meinung nicht umstimmen. Schließlich sind ja auch viele Menschen immer wieder Zeuge, wenn ein Zauberer seine „Jungfrau“ auf der Bühne zersägt und anschließend wieder zusammen setzt. Niemand würde behaupten, dass hier eine Durchbrechung von Naturgesetzen vorliegt, jeder geht von einem nicht durchschaubaren, faszinierenden Trick aus.
Warum sollte es sich bei den philippinischen „Geistheilern“ um etwas anderes handeln?
Der Mensch will sich offenbar bei seiner Suche nach dem Mysterium betrügen lassen.
So blieb es auch in diesem Fall einem wirklich aufgeklärten Geist überlassen, die Vorgänge als das zu entlarven, was sie wirklich sind: nämlich Tricks.
Der schon erwähnte Hoimar von Dithfurt gab sich mit den voreiligen Schlüssen seiner Reporterkollegen nicht zufrieden und reiste mit einem eigenen Kamerateam auf die Philippinen, um die Phänomene wissenschaftlich zu untersuchen. Seine Ergebnisse veröffentlichte er schriftlich und zeigte sie auch im Fernsehen. Deutlich und sichtbar wurde hierbei, dass es sich bei den “Operationen” keineswegs um übernatürliche Ereignisse handelte. Mit einem Spezialzoom konnte der Kameramann die „Operationsstelle“ ganz nahe ins Bild rücken. Mit einer Superzeitlupe wurde dann deutlich, woraus das „Blut“ bestand: Zunächst lief eine glasklare Flüssigkeit den Finger entlang und färbte sich erst dann langsam dunkel und rot. Ergebnis: Um Blut konnte es sich auf keinen Fall handeln. (Wie man aus zwei verschiedenen Flüssigkeiten eine rote Flüssigkeit herstellt, ist fast jedem Chemiebaukasten zu entnehmen. Die Tinktur kann man auch in jedem Zauber- und Scherzartikelladen kaufen.) Hoimar von Dithfurt wollte dann etwas von dem Gewebe haben, welches der Heiler angeblich dem Bauch des Patienten entnommen hatte. Unter heftiger Gegenwehr und mit sehr fadenscheinigen „Argumenten“ wurde dieses Ansinnen abgelehnt. In dem Durcheinander bemerkte allerdings niemand, dass H.v. Dithfurt heimlich eine Gewebeprobe verstecken konnte. Bei der Untersuchung ergab sich dann, dass das Gewebe nicht unbedingt menschliches Gewebe sein musste – es konnte auch tierischen Ursprungs sein. Deutlich wurde die Verfälschung aber bei der Untersuchung der Blutgruppe: Die Blutgruppe des Gewebes war eine andere als die des Patienten.
Zwei besondere Phänomene lassen sich anhand dieses Beispiels noch sehr gut verdeutlichen:
Zum einen die Reaktion der Betroffenen. Einige der Patienten reagierten, wurden sie mit den wissenschaftlichen Untersuchungen konfrontiert, keineswegs erstaunt. „Wissen Sie“, war dann die Antwort, „von diesen Vorwürfen gegen die Heiler haben wir schon gehört. Aber es liegt doch auf der Hand, dass bei den magischen Fähigkeiten, bei der heilenden Aura der Heiler, Veränderungen im Gewebe oder bei den Blutgruppen durchaus logisch sind.”
Der Aberwitz dieser Argumentation ist deutlich: Unlogische Handlungen werden unter Verweis auf die Logik erklärt (dass sich das Blut unter den gegebenen Umständen verändert, ist doch „logisch“).
Jede auf menschlicher Logik und Übereinkunft basierende Kommunikation muss an diesem Punkt die Waffen strecken – es gibt keine gemeinsame Kommunikationsebene mehr. Hier trifft dann tatsächlich der alte Spruch zu: Wer daran glauben will, glaubt halt.
Das Zweite, was hier sehr schön deutlich wird, ist die Grenze zwischen Unfug, Humbug, ja kriminellen Machenschaften und den gewachsenen Bräuchen eines Kulturkreises.
Zur Verdeutlichung:
Die Praktik des „Geistheilens“ hat auf den Philippinen in den christlich-charismatischen Basisgemeinden eine lange Tradition. Hierbei treten die oben geschilderten „Operationen“ aber nur sehr, sehr selten und dann auch in einer ganz anderen Form auf. Tragender Bestandteil dieser „Heilungen“ ist die Gemeinschaft der Gläubigen. Der Patient wird in einem Gottesdienst in den Mittelpunkt gestellt, die Gemeinde wendet sich ihm zu, er wird, im wahren Sinn des Wortes, getragen, die Hände werden ihm aufgelegt. Gleichgültig, wie man zu solchen Handlungen persönlich steht und ob man sie für sich oder den eigenen Kulturkreis akzeptieren kann: Hier liegen gewachsene Strukturen vor, die von einer Volks- und Glaubensgemeinschaft entwickelt und getragen werden, die einen Teil ihrer Religion und ihres Lebensgefühles ausmachen. Wer will ausschließen, dass in einer solchen Stimmung, die dem ganzen Menschen gilt, psychosomatische Krankheiten geheilt werden können?
Freilich sind berechtigte Zweifel angebracht, wenn man dann auch behauptet, Krebs oder Aids damit heilen zu können. Solche Behauptungen sind aber dann nur bei den Geschäftemachern zu finden, die aus der Verzweiflung und der Leichtgläubigkeit der Menschen ihren Profit ziehen wollen. So traurig es auch ist, den Fakten muss man ins Gesicht sehen: Bei seinen Nachforschungen hat Hoimar von Dithfurt nicht einen Überlebenden gefunden, obwohl sich viele von ihnen nach den angeblichen Operationen zunächst doch so viel besser gefühlt hatten.
Die Überschrift zu diesem Kapitel lautet ganz allgemein „Die Scharlatane“. Damit ließen sich natürlich ganze Bücher füllen:
Hexen, Schamanen, Wahrsager, Heiler, Magier, Esoteriker, Vertreter des „neuen Zeitalters“ New Age  u.s.w.
Aus nahe liegenden Gründen werde ich darauf verzichten, diese im Einzelnen darzustellen. Herausheben möchte ich aber nochmals die grundlegenden Gemeinsamkeiten: Hierzu benutzen sie – nach eigenen Angaben – mitunter auch die Hilfe von „Geistwesen“. Festzustellen ist aber auch, dass diese selbst- oder fremdernannten „Medien“ einen Großteil ihres Lebensunterhaltes aus der Darstellung dieser angeblichen Fähigkeiten beziehen. Hypnotiseure und Wahrsager, die sich selbst nicht helfen können, aber anderen „helfen“ wollen, können dazu doch wohl kaum wirklich in der Lage sein. Man braucht sich bloß einmal vorzustellen, wie sich unsere Welt, unsere Gesellschaft, unser Leben verändern würde, wenn es diese Fähigkeiten wirklich gäbe:
Jedes Verbrechen könnte mittels der Hellseherei aufgeklärt werden.
Kriege wären unführbar, da jede geheime Besprechung öffentlich gemacht werden könnte.
Jede Waffe könnte mittels konzentrierter telekinetischer Energie verbogen werden (ein hervorragender Einsatzort für Uri Geller!). Ähnliches gilt auch für verschiedene Naturreligionen und den Voodoo-Kult.
Alle diese Scharlatane – wenn sie diese Bezeichnung verdienen – behaupten, wie auch die in den beiden Beispielen ausführlich dargestellten, mittels ihrer übernatürlichen und übersinnlichen Fähigkeiten gegen Naturgesetze verstoßen zu können.
Nein, das ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen und reines Wunschdenken. Basieren dann nicht vielleicht auch die anderen magischen Vorstellungen auf menschlichem Wunschdenken? Da der Mensch sich die Geister/Götter untertan machen möchte, um nicht mehr abhängig zu sein? Dass wir vielleicht auf diese Art und Weise unsere Angst vor der ungewissen Zukunft, vor dem Tod und dem, was eventuell dahinter liegt, besiegen wollen?
Was sagen dann unsere „Medien“, unsere „Magier“ ob solcher humanen Ansinnen, wenn sie denn an sie herangetragen werden:
Ach ja – man möchte wohl schon gern helfen, man könnte es auch, wenn da nicht dieser ewige Streit zwischen Gut und Böse, zwischen schwarzer und weißer Magie wäre. Wenn der eine Magier etwas Gutes versucht und es gelingt nicht, dann hatte bestimmt ein noch mächtigerer Gegenspieler seine Hand im Spiel oder aber die angerufenen Geister verweigern schlichtweg ihre Gefolgschaft – denn sie sind keineswegs immer zuverlässig, sondern höchst launenhaft und unberechenbar.
Das, was ich jetzt zum Schluss etwas ironisch dargestellt habe, ist dennoch keineswegs überzeichnet. Diese „Argumente“ werden dann ernsthaft bemüht, wenn man das Gespräch sucht und um Aufklärung bittet. Wie ich oben schon geschrieben habe: Es gibt Punkte in einer Auseinandersetzung, an denen scheiden sich tatsächlich die Geister und jede Diskussion wird unmöglich . . .