Eines der schönsten und wichtigsten Bücher ist das Buch „Die unendliche Geschichte” von Michael Ende.
Auch bei Menschen, die sich normalerweise als “Lesemuffel” bezeichnen, ist festzustellen, dass sich viele von ihnen dem Reiz der Geschichte nicht entziehen können. Natürlich muss man, um einen Zugang zu finden, grundsätzlich offen sein für die Art von Märchen und Fantasiegeschichten, die uns in verzauberte Welten führen können.
Auf einmalige Art und Weise ist es Michael Ende mit seinem modernen Märchen gelungen, die Leser/innen in den Strudel der Ereignisse mit hinein zu ziehen. Wer sich darauf einlässt, wird selbst ein Teil dieser „Unendlichen Geschichte“ …
Die Erzählung von Bastian, Atréju, dem Auryn und allen anderen Bewohnern von Fantasien führt uns in unsere eigenen Tiefen des Unbewussten und der inneren Wirklichkeit. Fantasien ist genau so real, wie es unsere Wünsche, unsere Träume, unsere Liebe ist. Damit wird deutlich, dass es sich keineswegs ausschließlich um ein Kinderbuch handelt, sondern dass es – genau so, wie alle anderen Märchen – auch für Erwachsene verborgene Wahrheiten beinhaltet. Allerdings wird man das Buch in jeder Lebensphase anders lesen und verstehen.
Wenn man sich genauer und über längere Zeit mit dem Werk beschäftigt und verschiedene Zugangs- und Verstehensmöglichkeiten sucht stellt man fest, dass es merkwürdiger Weise nur ganz wenig Sekundärliteratur gibt – als Interpretationshilfe gibt es noch gar nichts. Dem soll mit dieser Veröffentlichung Abhilfe geschaffen werden, denn das Buch hat ganz sicher mehr Aufmerksamkeit verdient.

Die hier gewählte Darstellung geht chronologisch vor und will konkrete Hilfen zur Unterrichtsvorbereitung und zum Textverständnis anbieten:

– Zunächst wird eine Übersicht über die handelnden Personen, die offenen und versteckten Strukturen und eine kurze Inhaltsangabe angeboten.
– Anschließend gibt es ausgewählte und beispielhafte Inhaltsangaben zu einzelnen Kapiteln, die von Schüler/innen verfasst wurden.
– Es folgen Charakterisierungen und Interpretationsansätze, die allerdings und selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Einmaligkeit erheben. Das würde dem tieferen Sinn und den Grundlagen des Buches widersprechen.
– Im übrigen möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass sich Michael Ende von dem Filmprojekt „Die unendliche Geschichte“ zurückgezogen hat und zurückziehen musste weil er sehen musste, dass die Verfilmung den Marktgesetzen und nicht den Inhalten folgen wollte. Die bekannte Verfilmung von Bernd Eichinger ist meines Erachtens ein Beispiel für grottenschlechte Regie und Interpretation. Leider ist es nicht gelungen, das ganze Projekt zum Kippen zu bringen.
Eine Erfahrung aus dem Unterricht zeigt aber, dass ca. zwei Drittel der Schüler/innen den Film gesehen haben und ihn auch gut finden, das Buch aber nicht kennen. Wenn der Film (Teil 1) im Unterricht verwendet werden soll, dann kann er lediglich als abschreckendes Beispiel dienen
Dafür eignet er sich dann allerdings sehr gut.
Der zweite Teil der Verfilmung kommt der Intention des Buches noch am nächsten, der dritte Teil hat gar nichts mehr mit der ursprünglichen Geschichte zu tun und müsste eigentlich einen anderen Titel tragen.
Mittlerweile gibt es aber eine sehr gelungene filmische Umsetzung – allerdings auf DVD in vier Teilen. Hier wird der Märchenhafte Charakter beibehalten und teilweise mit ganz neuen Ideen und Sequenzen verdeutlicht. Schade, dass Michael Ende das nicht mehr erlebt hat und merkwürdig, dass diese Verfilmung noch relativ unbekannt ist.

Als Leistungsnachweis in der Jahrgangsstufe 11 hat sich die Form der Hausarbeit angeboten. Dort haben sich zwei Aufgabenstellungen, die ich alternativ zur Auswahl gestellt habe, besonders bewährt:

a) Die Analyse eines einzelnen Kapitels – die Wahl kann durchaus den Schüler/innen überlassen werden. Dies führt dann den Ansatz der Interpretation von Literatur weiter, führt in die wissenschaftlichen Methoden des Arbeitens ein und ermöglicht ein erstes und hinführendes selbstständiges Arbeiten.
b) Die Fortführung einer Geschichte, die an eine der dreizehn Textstellen anknüpft: „.Doch dies ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.“
Hier kann das fantasievolle und kreative Schreiben geübt werden. Die Textinterpretation – Bewertungskriterium! – muss sich daran orientieren, dass der Rahmen und die Form der Ursprungsgeschichte weiter geführt wird. Zudem wird selbstverständlich in der Gestaltung der Geschichte, auch wenn ein äußerlich gänzlich anderer Inhalt gewählt wird, die Sichtweise und die Interpretation der Ursprungsgeschichte deutlich. Das bietet gute Ansätze zur Weiterarbeit in der Darstellung von Interpretationsmethoden und für die Diskussion zu Grenzen und Möglichkeiten von Interpretation, „richtigem“ und „falschem“ Textverständnis …Dazu werde ich ausgewählte Beispiele anfügen.
Es ist zu empfehlen, nach einer kurzen Einführung in die Methoden der Textinterpretation besonders auf die psychologische Interpretationsmethode einzugehen. Darzustellen sind hierbei besonders die Grundlagen der Psychoanalyse und der Entwicklungspsychologie (Anregungen hierzu finden sich an anderer Stelle dieser Homepage bei „Entwicklungspsychologie“). Hierbei ist von Vorteil, dass Schüler/innen weitgehend einen Bezug zu ihrer eigenen Sozialisation herstellen können und bei ihren persönlichen Erfahrungen „abgeholt“ werden. Oft kann man hier ein besonderes „Aha – Erlebnis“ erkennen, dass Literatur und der Deutschunterricht mit dem eigenen Leben in Verbindung gebracht werden.
Und nun viel Spaß und vergesst nicht: Sekundärliteratur und –information ersetzt nicht die Lektüre!! Gerade bei diesem Buch wäre das auch sehr schade und so gar nicht im Sinne der Autoren
Wenn ihr weitere Wünsche, Anregungen, Kritik, eigene Interpretationen habt, dann nutzt bitte das Gästebuch – ich würde mich freuen!